Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten nach VSME-Standard

Der VSME: Was KMU darüber wissen sollten

Nachhaltigkeitsinformationen besser organisieren

Unternehmen werden im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet, über ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu berichten. Parallel dazu hat die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) am 17. Dezember 2024 den Voluntary ESRS for non-listed Small- and Medium-sized Enterprises, kurz Voluntary SME-Standard (VSME) veröffentlicht – als freiwillige Alternative zum European Sustainability Reporting Standard (ESRS).

Dieser freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandard richtet sich speziell an nicht börsennotierte, kleine und mittelständische Unternehmen. Ziel dabei ist, KMU mit dem freiwilligen Instrument zu entlasten, indem sie Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen strukturierter dokumentieren, unternehmenseigene Nachhaltigkeitsstrategien gestalten und die Nachhaltigkeitskommunikation mit Geschäftspartnern wie Bauzulieferern oder Großkunden optimieren können. Durch den VSME erhalten Unternehmen ein praktikables Werkzeug, das speziell auf Kleinstunternehmen und mittelständische Firmen zugeschnitten ist.

Wir sind an Ihrer Seite – auch bei der freiwilligen Berichterstattung.

VSME im Fokus – das Wichtigste auf einen Blick

Der VSME fällt nicht in die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und ist kein verpflichtender Rechtsakt. Er wird somit nicht als delegierte Verordnung veröffentlicht und bleibt eine freiwillige Lösung für KMU.

Die Hintergründe des VSME: Entstehung und Entwicklung

Der VSME entstand aus dem KMU-Entlastungspaket der Europäischen Kommission. Ziel war es, ein einfaches, standardisiertes Rahmenwerk zu schaffen, das kleinen und mittelständischen Unternehmen die Berichterstattung über ESG-Themen erleichtert. Die Europäische Kommission reagierte damit auf den wachsenden Druck, vor allem seitens der KMU-Geschäftspartner wie Konzernen, Banken und Investoren, Nachhaltigkeitsaspekte in der Lieferkette aufzunehmen.

Der Standard soll nicht nur die Berichterstattung vereinfachen, sondern auch die vielschichtigen ESG-Datenanforderungen harmonisieren, die nicht kapitalmarktorientierte KMU bisher häufig unverhältnismäßig belasten. Besonders für Bauzulieferer und andere Dienstleister könnten so die Umsetzungskosten für die Nachhaltigkeitsberichterstattung gesenkt, Prozesse effizienter gestaltet und die steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen effizient erfüllt werden. Zudem erleichtert der Standard KMU die Teilnahme an der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft.

Mit den am 26. Februar 2025 vorgestellten Gesetzesvorschlägen der Omnibus-Verordnung strebt die EU-Kommission insgesamt noch mehr Vereinfachung und Harmonisierung bestehender Vorschriften an – auch mittels Anpassungen der CSRD. Danach fallen voraussichtlich künftig nur noch Unternehmen mit über 1.000 Mitarbeitern (rund 20 Prozent der ursprünglich betroffenen Unternehmen) unter die Berichtspflicht. Das würde börsennotierte KMU entlasten, die durch die entsprechende Erleichterung aus dieser umfangreichen Berichtspflicht herausfallen. Nicht börsennotierte KMU können sich nach dem alternativen VSME richten.

Ziel des VSME: Entlastung für KMU

Der Fokus des VSME liegt darauf, KMU ein einfaches, weithin anerkanntes und standardisiertes Berichtswerkzeug an die Hand zu geben. Dieses Instrument unterstützt Unternehmen dabei, den steigenden Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung und Fachfragen von Geschäftspartnern gerecht zu werden. Positive Nebeneffekte: ein möglicher besserer Zugang zu Finanzierungen, stärkere Kundenbindungen und eine bessere Positionierung auf dem Markt.

Zusätzlich trägt der VSME dazu bei, Nachhaltigkeitsthemen im Kontext des Klimawandels auch bei KMU sichtbarer zu machen, die Vielzahl von unterschiedlichen ESG-Datenanforderungen zu vereinheitlichen und den Unternehmen eine effizientere und verhältnismäßigere Art der Berichterstattung zu ermöglichen.

Ein ruhiger See vor einer Berglandschaft, symbolisierend fuer FinSus die Verbindung von Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Unterschiede: ESRS und VSME im Vergleich

ESRS
Die ESRS richten sich an größere Unternehmen, die unter die CSRD und deren Berichtspflichten fallen. Diese Unternehmen müssen umfassende und detaillierte Nachhaltigkeitsberichte gemäß den ESRS-Vorgaben erstellen. Die ESRS betreffen vor allem börsennotierte und größere KMU mit mehr Kapazitäten für die Erstellung komplexer Berichte.
 
VSME
Der VSME adressiert speziell kleinere, nicht börsennotierte Unternehmen sowie Tochtergesellschaften, für die ein vereinfachtes und ressourcenschonendes Berichtsformat von Bedeutung ist.

ESRS
Für größere Unternehmen, die unter die CSRD fallen, ist die Anwendung der ESRS verpflichtend.
 
VSME
Der VSME ist freiwillig und ermöglicht nicht börsennotierten KMU, Nachhaltigkeitskennzahlen mit einem einfacheren Instrument zu erfassen, ohne eine verpflichtende Rechtseinhaltung berücksichtigen zu müssen.

ESRS
Die ESRS zielen auf eine umfassende, standardisierte und transparente Nachhaltigkeitsberichterstattung auf EU-Ebene. So sollen sie beispielsweise für Investoren und Analysten zuverlässige Nachhaltigkeitsdaten und Kennzahlen bereitstellen.
 
VSME
Der VSME legt den Schwerpunkt auf praktische Anpassbarkeit. Er erlaubt KMU, eine individualisierte Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und spezifische Nachhaltigkeitsaktivitäten zu dokumentieren. Er hilft kleinen und mittleren Unternehmen, den wachsenden Anforderungen von Geschäftspartnern wie Banken, Investoren und großen Unternehmen gerecht zu werden.

ESRS
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist verpflichtend, um sowohl die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt als auch die Rückwirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen zu bewerten. 
 
VSME
Eine Wesentlichkeitsanalyse ist im VSME nicht verpflichtend; eine freiwillige Durchführung ist möglich, dazu gibt es bislang jedoch keine klaren Vorgaben.

ESRS
Die ESRS umfassen derzeit – vor der geplanten Überarbeitung und Reduktion der Berichtspflichten – über 1.000 Datenpunkte in zwölf Standards (zwei bereichsübergreifende, zehn thematische im ESG-Bereich). Es gelten Angabepflichten zu Konzept, Strategie, Maßnahmen und Zielen der Nachhaltigkeit im Unternehmen.
 
VSME
Der VSME ist modular gestaltet und gliedert sich in ein Basismodul sowie ein ergänzendes umfassendes Modul mit 20 zu berichtenden Themenbereichen. Das Basismodul legt den Fokus auf grundlegende Nachhaltigkeitsinformationen wie Energieverbrauch, Treibhausgasbilanz oder Wasserverbrauch.

Unternehmen, die tiefergehende Angaben machen wollen, können ergänzend das umfassende Modul nutzen. Es beinhaltet unter anderem Umweltkennzahlen, soziale Kennzahlen mit Informationen zu Belegschaft und Menschenrechtspolitik sowie Governance-Kennzahlen mit Angaben zum Beispiel zu Geschlechterdiversität in Führungspositionen.

Zusammengefasst: Der Unterschied liegt im Grad der Komplexität. Die ESRS sind für größere Unternehmen und verlangen eine detaillierte und verpflichtende Berichterstattung, während VSME ein freiwilliger, vereinfachter Standard für kleinere Unternehmen ist, der eine proportionierte und weniger komplexe Berichterstattung für eine individuelle Nachhaltigkeitsstrategie ermöglicht.

Gemeinsamkeiten

ESRS und VSME besser verstehen

Trotz der Unterschiede in Adressaten, Pflichten und Struktur haben ESRS und VSME einige grundlegende Parallelen. Beide orientierten sich an den drei ESG-Bereichen (Umwelt, Soziales, Governance) und haben ähnliche Unterthemen.

Gemeinsamkeiten

Angabepflichten und weiterführende Informationen

Über die verpflichtenden Angaben hinaus gibt es bei ESRS und VSME weiterführende Informationen, Erklärungen und Beispiele. In den ESRS werden diese als „Anwendungsanforderungen“ aufgeführt, im VSME werden sie „Anleitungen“ genannt. Die Anforderungen an die Informationen im Rahmen der Berichterstattung umfassen sowohl bei ESRS als auch bei VSME Relevanz, wahrheitsgetreue Darstellung, Vergleichbarkeit, Überprüfbarkeit und Verständlichkeit.